Textsortenspezifische Charakteristika in der Nutzung von Konnektiven bei DaF-Lernenden? Eine korpusbasierte Untersuchung

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Abstract

Konnektive sind ein zentrales Kohäsionsmittel, die der expliziten Verknüpfung von Sätzen in Texten dienen (Adamzik 2016: 255). Die Verwendung spezifischer Konnektive ist textsortenabhängig: Beispielsweise liegen in argumentativen Texten eher adversative und konzessive Junktoren und in narrativen Texten eher kopulative Junktoren vor (Langlotz 2014: 175). Ein bisher in der DaF-Forschung vernachlässigter Texttyp ist die Zusammenfassung, obwohl zusammenfassendes Schreiben eine Kernkompetenz für den Hochschulbesuch darstellt (Kecker & Eckes 2022: 305). Für uns stellt sich die Frage, welche Präferenzen im Einsatz von Konnektiven in argumentativen und synthestisierten Texten von fortgeschrittenen DaF-Lernenden beobachtbar sind: Hinsichtlich der Verteilung der semantischen Kategorien ist bislang bekannt, dass Expansionskonnektive die am häufigsten von deutschen L2-Schreibern verwendete Kategorie sind (Breindl 2016: 52; Wu & Li 2022: 127; Konjevod 2012: 53). Für die drei anderen Kategorien – Kontingenz, Vergleich und Temporal – sind unterschiedliche Häufigkeiten beobachtet worden; diese Unterschiede hängen von unterschiedlichen L1 (Breindl 2016: 52; Wu & Li 2022: 127) oder von unterschiedlichen Textgattungen ab: So zeigte Konjevod (2012) unterschiedliche Ergebnisse für den Anteil temporaler Konnektive in Biografien im Vergleich zum Anteil temporaler Konnektive in argumentativen Aufsätzen, die von Breindl (2016) und Wu & Li (2022) analysiert wurden.

In dem Vortrag werden die Ergebnisse einer korpusbasierten Untersuchung vorgestellt: Insgesamt wurden 394 Lernendentexte der fortgeschrittenen GER-Niveaus B2 und C1 (Europarat 2001) aus den Korpora Beldeko (Belgisches Deutschkorpus), Falko (Fehlernannotierter Lernerkorpus des Deutschen als Fremdsprache) und GerSumCo (German Summary Corpus) untersucht. Es wurde den Fragen nachgegangen, welche Konnektive in argumentativen und synthestisierten Texten von den Lernenden eingesetzt werden und inwiefern der Konnektivgebrauch textsortenspezifisch ist. Einerseits ist textsortenspezifisches Wissen und damit verbunden der bewusste Einsatz von adäquaten sprachlichen Mitteln erwartbar; andererseits kann aber auch von einer niveauspezifischen Konnektivnutzung ausgegangen werden. Zur Beantwortung der Fragestellung wurden die Texte via Inception (Klie et al. 2018) und nach Guidelines, die auf einer gekürzten Version der PDTB-3 (Webber et al. 2019) basieren, annotiert. Die Analyse zeigt mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede auf, die auf eine textsortenübergreifende Konnektivnutzung hinweisen. Diese Daten liefern wertvolle Ansatzpunkte für Weiterüberlegungen zur Vermittlung von Konnektiven und ihren Funktionen im DaF-Unterricht und decken Lücken auf, die weiterer Forschung bedürfen.

References

Adamzik, K. (2016). Textlinguistik. Grundlagen, Kontroversen, Perspektiven. 2. Aufl. Berlin/Boston: De Gruyter.

Breindl, E. (2016). Konnexion in argumentativen Texten. Gebrauchsunterschiede in Deutsch als L2 vs. Deutsch als L1. In F.-J. Avis, & H. Lohnstein (eds) Normalität in der Sprache. Helmut Buske Verlag GmbH, 37–64.

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Klie, J. C., Bugert, M., Boullosa, B., de Castilho, R. E. & Gurevych, I. (2018). The inception platform: Machine-assisted and knowledge-oriented interactive annotation. In Proceedings of the 27th International Conference on Computational Linguistics: System Demonstrations (pp. 5–9). Association for Computational Linguistics.

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